Auf die Spitze getrieben
Ang Lee in 120 fps und 4K

„Ich möchte kühner sein. Nur, um zu sehen, was dann passiert.“
Warum Ang Lee für Billy Lynn 120 fps und Christie wählte

Von all den vielen Worten, die über Ang Lees Entscheidung, Billy Lynn’s Long Halftime Walk in 120 fps, 4K und 3D zu drehen, geschrieben wurden, sind diejenigen, die Ang Lee in einem Interview in der New York Times selbst geäußert hat, vielleicht am aufschlussreichsten.

„Ich möchte kühner sein“, sagte er. „Nur, um zu sehen, was dann passiert.“

Das edelste Ziel
„Nur, um zu sehen, was dann passiert“ lässt sich als kommerzielles Ziel vermutlich nur schwer rechtfertigen. Aber in künstlerischer Hinsicht? Ist es vermutlich das edelste aller Ziele.

Denn was Ang Lee produziert hat – und das wurde durch Reaktionen des Publikums und durch die Anerkennung von Experten bekräftigt – ist ein Film, der nicht nur neue technische Möglichkeiten erkundet, sondern dabei eine völlige neue filmische Sprache schafft.

In den kurzen Preview-Clips die auf der diesjährigen IBC Big Screen Experience vorgeführt wurden, wird klar, wie gut ihm das gelingt. Dort wurde der Film – um einen seiner Konzeption entsprechenden technischen Rahmen zu schaffen – mit zwei Christie-Projektoren und unter Verwendung von RGB-Laserbeleuchtung (anstelle der im Kino meist verwendeten Xenon-Lampen) gezeigt, die 4K und 28 fL-Helligkeit bieten sollten. Diese Extra-Helligkeit war entscheidend. 2D-Projektionen streben heutzutage 5 oder 7 fL an, aber das reicht für 3D nicht aus, weil durch den Blick durch die 3D-Stereo-Brille unausweichlich Helligkeit verloren geht.

1,2 Gigapixel pro Sekunde
Die außergewöhnliche Klarheit und Detailwiedergabe – und das sogar in 3D – stechen sofort ins Auge. Diese Projektoren von Christie, die normalerweise in äußerst anspruchsvollen Anwendungen wie 3D-Visualisierung oder Themenpark-Trips zu finden sind, wo HFR und eine hohe Auflösung entscheidend sind, nutzen Christies TruLife™-Elektronik-Plattform, um 1,2 Gigapixel zu liefern – das ist die branchenweit schnellste und größte Videoverarbeitungspipeline.

Sogar in diesen kurzen, 9-minütigen Clips offenbart sich für Fachexperten und Filmkritiker die außergewöhnliche Art und Weise, wie die durch den Schauspieler vermittelten Emotionen eingefangen wurden. Dieses Ziel hat Ang Lee seit „Life of Pi“ hartnäckig verfolgt, denn dort war es nicht gelungen, mit 24 fps die Intentionen des Schauspielers getreu wiederzugeben. So fasste Ang Lee den Entschluss, in 120 fps zu drehen. Er war sich durchaus bewusst, dass HFR-Projektionen anderer Regisseure beim Publikum auf Widerstand gestoßen waren, vor allem deshalb, weil sie „zu echt“ aussahen.

Ein komplizierter Weg
Das bedeutete zu einem, dass ein neuer künstlerischer Weg gegangen werden musste, und zum anderen, dass eine Reihe neuer technischer Herausforderungen gemeistert werden mussten. Während die Techniker also eine nicht vertraute Ausrüstung in den Griff bekommen mussten, begaben sich die Schauspieler und das künstlerische Team auf ihren eigenen komplizierten Weg. Und wie es so häufig beim Filmemachen der Fall ist, tappten erst einmal in jeder Hinsicht im Dunkeln. Ja, es gab hektische Momente (ganze 7,5 Terabytes davon pro Tag) aber erst eine Woche vor Drehbeginn, als Christie diese leistungsstarken Laserprojektoren mit Christie TruLife in ihrem Schneideraum installierte, konnten sie wirklich die Ergebnisse sehen.

Der beste Vorführraum auf der ganzen Welt
Tim Squyres, der Cutter des Films sagte, „Ich musste mit der höchsten Auflösung schneiden, die ich hatte, und das waren 60 fps. Wir befanden uns an der Grenze dessen, was das System leisten konnte. Dann kam Christie … und wir hatten den besten Vorführraum auf der ganzen Welt.“

Diese ganzen Tagesergebnisse in 120 fps bei 4K zu sehen, beeinflusste die Arbeitsweise von Ang Lee und seiner Crew. „Wir konnten alles sehen … wir haben festgestellt, dass wir kein Make-Up benutzen konnten …  und es war unheimlich, dass man das schauspielerische Handeln sehen konnte. Die Filmsprache muss sich ändern. Ich hatte keine große Wahl, ich musste nahe bei Billy Lynn bleiben. Du fühlst wie sie, siehst die Gedanken in ihren Augen.“

So ähnlich muss es sich angefühlt haben, als Les Paul zum ersten Mal auf einer massiven Elektrogitarre klimperte, oder als Claude Monet den ersten Klacks himmelblauer Farbe auf seine Palette quetschte. Die Erkenntnis, dass es nicht nur um einen technologischen Fortschritt ging, sondern um etwas, das ihre Welt und ihre Kunst für immer verändern würde.